Camphill-Bewegung

Die Camphill-Bewegung entstand in den Jahren 1939/40 in dem gleichnamigen Dorf Camphill bei Aberdeen in Schottland. Sie wurde begründet durch eine Gruppe von Heilpädagogen und Künstlern um den anthroposophisch orientierten Wiener Arzt Karl König (1902 – 1966).
Zu jener Zeit wurden vielerorts Menschen mit Behinderung ausgegrenzt, isoliert oder verfolgt. Den Gründern war es  ein Anliegen mit den teils seelisch, geistig und körperlich schwer beeinträchtigten Menschen auf Augenhöhe in einer Gemeinschaft zu leben.
Zur Camphill-Bewegung gehören heute über 100 Einrichtungen in Europa, Nordamerika, Afrika und Asien.
Gemeinsam ist ihnen der Ansatz der Gemeinschaftsbildung, der sich teils im Zusammenleben in familienähnlichen Gruppen manifestiert und sehr individuell orientierte Hilfeleistungen zur Verfügung stellt. Weltweit wurden Schulen und Dorfgemeinschaften mit kleinen Wohneinheiten und handwerklich orientierten Werkstätten entwickelt. Auch ambulant betreute Lebensformen in städtische Siedlungen wurden zur Verfügung gestellt.

Bestimmte Grundlagen sind heute noch allen Camphill-Einrichtungen gemeinsam:

  • Die Pflege und Weiterentwicklung des anthroposophischen Menschenbildes
  • Die Grundhaltung, dass eingeschränkte Fähigkeiten niemals zu Ungleichheit in der Bewertung selbstbestimmter Willensäußerungen führen dürfen
  • Die Grundhaltung, dass jeder Mensch in seinem sozialen Bezugsrahmen ein angemessenes Maß an Verantwortung übernehmen kann. Mitwirkung in Selbstverwaltung bildet ein unternehmerisches Bewusstsein. Eine individuelle und selbstbestimmte Zielsetzung stärkt die Lebensfreude.

Konzeptionelles:

  • Sozialkünstlerische Aktivitäten verleihen dem sozialen Organismus Stabilität und verschaffen den Zugehörigen Selbstbewusstsein und soziale Kompetenz.
  • Religiöse Inhalte schaffen in der künstlerischen Bearbeitung einen überkonfessionellen Rahmen und bieten Zugehörigkeitsempfinden.
  • Handwerkliche Werkstätten sind produktiv und wirken therapeutisch gleichermaßen.
  • In Arbeit und Leben stärken lebendige Prozesse (Landwirtschaft, Dienstleistung, hauswirtschaftliche Tätigkeiten) den Lebens- und Entwicklungswillen des Einzelnen.