Sozialtherapie

Abgeleitet werden kann der Begriff der Sozialtherapie von dem lateinischen Wort für gemeinsam „socialis“ und dem griechischen Wort für Heilung „therapeia“. Da aber der Begriff der Sozialtherapie in vielen Bereichen der sozialen Hilfen Verwendung findet, soll hier nur auf die Bedeutung im Kontext der anthroposophischen Heilpädagogik eingegangen werden.

Im Fokus der anthroposophischen Heilpädagogik steht das Kind. Das Kind steht im Mittelpunkt der Erziehung und Zuwendung von Eltern, Lehrern und Ärzten. Die Einführung des Begriffs Sozialtherapie in unserer Arbeit postuliert einen anderen Blickwinkel. Erwachsene Menschen mit Behinderung sind nicht zu erziehen sondern haben vor allem ein Recht zu Selbstbestimmung und Teilhabe. Demzufolge richtet sich die Sozialtherapie nicht an den Einzelnen sondern gestaltet das gesellschaftliche Umfeld (Infrastruktur von Arbeit, Leben und Kultur). Dieses soll sowohl äußerlich physisch zugänglich sein, aber auch für jeden erkennbar innerlich eine Möglichkeit geben, die Zusammenhänge zu verstehen. Menschen ungleicher Fähigkeiten sollen mitwirken können. Durch Gestaltung des Umfeldes sollen Abweichungen verhindert werden, die zu Missbrauch und Gewalt führen.

Die Grundhaltung in der Sozialtherapie ist stets offen, vorbehaltlos und interessiert gegenüber den hilfebedürftigen Menschen. Dies umfasst einen festen Glauben an die Entwicklungsfähigkeit des Gegenübers und die Überzeugung, dass viele Lernschritte möglich sind, die sich in der Gegenwart noch nicht erschließen.

Hier wird schnell deutlich, dass Gemeinschaftsbildung nicht nur ein Wohnangebot bleiben kann, sondern zudem die Bereiche Arbeit und Kultur mit umfassen muss.